Über-65-Jährige bewerten eigene digitale Kompetenzen nur als ausreichend
Programme installieren, Fehlermeldungen einschätzen, Geräte bedienen: Ältere Menschen in Deutschland haben bei der Digitalisierung noch großen Aufholbedarf. Ihre eigene Digitalkompetenz bewerten die Menschen über 65 Jahren hierzulande nur als ausreichend (Schulnote: 4,3). Besonders schlecht schätzen Menschen über 75 Jahren ihre Fähigkeiten ein. Sie bewerten sich mit der Schulnote 4,8. Über alle Altersgruppen hinweg bewerten die Deutschen ihre Digitalkompetenz – also die persönlichen Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Geräten, Anwendungen, aber auch das Programmieren – mit der Note 3,1. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie des Digitalverbands Bitkom, für die mehr als 1.000 Personen in Deutschland ab 16 Jahren befragt wurden.
Um die digitale Teilhabe und Souveränität von älteren Menschen zu stärken, unterstützt der Bitkom den heute startenden „DigitalPakt Alter“. Gestartet wurde die Initiative vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO). Ziel des Bündnisses ist, insbesondere älteren Menschen beim Einstieg und im Umgang mit digitalen Medien zu unterstützen und geeignete Lernangebote bereitzustellen. Die bestehenden Ansätze zur Stärkung der digitalen Teilhabe Älterer sollen gesammelt und Handlungsbedarfe aufgezeigt werden. Die Initiative versteht sich als Bündnis, dem sich neben dem Bitkom bereits neun weitere Partnerorganisationen aus Bund, Ländern, Kommunen, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft angeschlossen haben.
Bitkom-Präsident Achim Berg begrüßt den Vorstoß: „Gemeinsam mit unseren Mitgliedsunternehmen setzen wir uns seit vielen Jahren dafür ein, Deutschland zu einem führenden Digitalstandort zu machen. Wir arbeiten nicht nur an der digitalen Transformation von Wirtschaft und Verwaltung, sondern auch daran, wie wir eine breite Beteiligung der Gesellschaft am digitalen Fortschritt erreichen können“, so Berg. Er verweist darauf, dass aktuell 15 Prozent der Menschen in Deutschland das Tempo der Digitalisierung als zu hoch bewerten. „Das trifft insbesondere ältere Menschen. Wir müssen digitale Teilhabe allen ermöglichen – unabhängig von Alter, Wohnort, Kontostand oder Bildungsabschluss. Wir unterstützen den ‚DigitalPakt Alter‘ deshalb sehr gerne als Partner.“
Erste Maßnahme der Initiative ist die Förderung von 100 Erfahrungsorten, die für ältere Menschen die „digitale Welt“ erlebbar machen. Der persönliche Nutzen digitaler Dienste im eigenen Lebensumfeld steht im Fokus. Damit soll die digitale Kompetenz älterer Menschen verbessert und so der Zugang zu digitalen Chancen erleichtert werden.
Der Bedarf nach solchen Erprobungsräumen ist groß, so die Bitkom-Studie: In der gesamten Bevölkerung wünschen sich 37 Prozent der Menschen Orte, an denen das Ausprobieren neuer Technologien sowie das Lernen neuer Fähigkeiten ermöglicht wird. Am größten ist dieser Wunsch bei Menschen über 75 Jahren: Hier plädiert die Hälfte (49 Prozent) für entsprechende Möglichkeiten. Darüber hinaus wünschen sich Menschen dieser Altersgruppe flächendeckende Unterstützungsangebote wie Begleitpersonen, die bei Bedarf konkrete Hilfestellung zu Digitalthemen leisten. Ein solches Angebot würden 68 Prozent der Menschen über 75 Jahren begrüßen.
Der Bitkom forciert auch die gesamtgesellschaftliche digitale Teilhabe und hat deshalb mit der Initiative „Digital für alle“ im Jahr 2020 den ersten Digitaltag durchgeführt. Ziel ist die Förderung der digitalen Teilhabe. Alle Menschen sollen in die Lage versetzt werden, sich selbstbewusst und selbstbestimmt in der digitalen Welt zu bewegen. Trägerin ist die Initiative „Digital für alle“, in der 27 Organisationen aus den Bereichen Zivilgesellschaft, Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft, Wohlfahrt und öffentliche Hand versammelt sind. Zuletzt hatte der zweite bundesweite Aktionstag im Juni 2021 mit mehr als 2.000 Aktionen Menschen in ganz Deutschland erreicht. Der dritte Digitaltag findet am 24. Juni 2022 statt.
Quelle: BITKOM