Mehrere Tausend Schüler lernen beim HPI Programmieren
Für zirka 4.300 Teilnehmer aus dem deutschsprachigen Raum hat am Montag (22.09.2014) der erste offene Onlinekurs begonnen, mit dem Schüler Programmieren lernen können. Auf der interaktiven Bildungsplattform des Hasso-Plattner-Instituts open.hpi.de können Jugendliche, aber auch erwachsene Internetnutzer vier Wochen lang in die Welt der Software hineinschnuppern. Der kostenlose Internetkurs trägt den Titel „Spielend programmieren lernen“. Wer sich noch bis Ende der ersten Kurswoche anmeldet, kann genügend Punkte sammeln, um den erfolgreichen Abschluss mit einem Zeugnis bescheinigt zu bekommen.
„Die Initiative des HPI ist ein wichtiger Schritt, um junge Menschen fürs Digitale zu begeistern“, sagte Prof. Gesche Joost, Vertreterin Deutschlands in der „Digital Champions“-Expertengruppe der EU-Kommission. Kinder und Jugendliche sollten frühzeitig den Spaß am Programmieren entdecken – gerade auch Mädchen. „Es ist wichtig zu begreifen, dass man die digitale Zukunft kreativ gestalten kann“, ergänzte Joost.
Besondere Vorkenntnisse oder eine spezielle Software sind für den Onlinekurs nicht erforderlich. „Programmieren können die Schüler direkt im eigenen Browser und sich über die Ergebnisse im Forum mit den anderen Teilnehmern austauschen“, betonte HPI-Direktor Prof. Christoph Meinel. Das Ergebnis ihres Live-Programmierens bekommen die Teilnehmer bei Eingabe der Befehle sofort auf ihrem Bildschirm angezeigt. Möglich wird das durch Hochleistungsrechner im Hasso-Plattner-Institut und durch die Programmiersprache Python. Sie ist schnell erlernbar und einfach einzusetzen. Häufig wird sie für Internetanwendungen verwendet – unter anderem bei YouTube und Dropbox.
Leiter des openHPI-Kurses ist Prof. Martin von Löwis, einer der Entwickler von Python. Der Berliner Informatikwissenschaftler hat früher als Lecturer am Hasso-Plattner-Institut gearbeitet. Er wird den Stoff in vier Wochen-Lektionen vermitteln, zum Beispiel mit kurzen Lehr-Videos. Per Online-Quiz kann jeder selbst testen, ob er alles verstanden hat. In praktischen Übungen lernen die Teilnehmer zum Beispiel, mit einfachen Programmierbefehlen eine virtuelle Schildkröte zu steuern. Unterstützung bekommen die Nutzer im Diskussionsforum und in Lerngruppen.
Der openHPI-Onlinekurs richtet sich an Schüler in weiterführenden Schulen, aber durchaus auch an Lehrer und solche Erwachsene, „die in die faszinierende Welt der Entwicklung von Software hinein schnuppern wollen“, so der Institutsdirektor. Programmieren zu können wird nach Worten des Potsdamer Informatikwissenschaftlers Meinel zu einer immer wichtigeren Voraussetzung, um die digitale Gesellschaft mitzugestalten: „Der deutschsprachige Raum soll schließlich Anschluss behalten an die technische und wirtschaftliche Entwicklung in der Welt“.
Mit dem Kurs für Schüler wolle das Hasso-Plattner-Institut „vor allem junge Leute für Informatik begeistern und ihnen die Freude am Entwickeln geschickter Berechnungsverfahren vermitteln, mit denen ganz unterschiedliche Aufgaben des Alltags effizient gelöst werden können“, so Meinel. Mancher bezeichne den kreativen Umgang mit Algorithmen und Daten als „Sprache des 21. Jahrhunderts“. „In diesem Sinne wollen wir viele Menschen ‚sprechfähig‘ machen“, sagte der Wissenschaftler. Komme der Pilot-Kurs gut an, wolle das Hasso-Plattner-Institut das Angebot für Schüler weiter ausbauen.
Das HPI unterstützt die von Eltern, Lehrern und dem IT-Branchenverband BITKOM erhobene Forderung, an allen weiterführenden Schulen in Deutschland Informatik als verpflichtendes Unterrichtsfach anzubieten. Derzeit ist Informatik nur in Bayern, Sachsen und eingeschränkt auch in Mecklenburg-Vorpommern Pflichtfach.
Quelle: HPI